Eine satirische Betrachtung über Transparenz, Ausweichmanöver und das seltsame Verhalten von Verantwortung im Hellen.
Es gibt Menschen, die sagen die Wahrheit. – Und dann gibt es Systeme, die das Licht dimmen, sobald diese Menschen den Raum betreten.
😎 Willkommen in der Welt der institutionellen Sonnenbrillen.
- ⇒ Hier trägt Verantwortung gern Schatten, und Transparenz ist nur dann erwünscht,
wenn man sie vorher in PowerPoint-Folien einfärben konnte.
🎭 Kapitel I: Die Wahrheit – ein unangenehmer Gast
Sie kommt nicht mit Pomp und Pressekonferenz.
- Sie klopft leise.
Und steht dann da – ungeschminkt, unaufgeregt, aber leider: nicht zu übersehen.
In Einrichtungen wie der 👉🏼 Rheinwerkstatt Boppard ist man auf solche Gäste nicht vorbereitet. Denn dort herrscht eine andere Kultur:
- ⇒ Die Kultur des Leiseseins.
⇒ Die Kultur des “Da reden wir intern drüber”.
Oder – wenn’s ganz schlimm kommt –
⇒ die Kultur des: „Das wurde doch längst bearbeitet, allerdings nicht schriftlich, und bitte nicht nach außen, danke.“
🕵️ Kapitel II: Die Akte ohne Inhalt
Rehabilitandinnenakte? ⇒ Natürlich, die gibt es. Aber bitte keine Einträge zu traumatischen Erlebnissen, Sexualisierter Gewalt oder strukturellem Schweigen – man will ja kein Chaos dokumentieren.
Wenn man nichts schreibt, ist es auch nie passiert. Das ist Verwaltungsmagie der alten Schule: Ein leerer Absatz ersetzt jedes Schuldeingeständnis.🧻 Kapitel III: Der Flickenteppich der Erklärungen
Heute heißt es:
„Wir wollten respektvoll Abstand halten.“
Morgen:
„Wir waren uns nicht sicher, ob wir dürfen, sollen, müssen.“
Und übermorgen:
„Wir sind jederzeit gesprächsbereit, wenn niemand mehr fragt.“
💬 Kapitel IV: Die Schweigepflicht, die nach außen plaudert
Man sagt: „Zum Schutz der Betroffenen wird nichts kommuniziert.“ Außer natürlich, wenn man’s doch mal kurz weitererzählt – an Kolleg:innen, Dritte oder unbeteiligte Informierte mit Interesse an internen Geschichten.
Denn Schweigen heißt hier:
„Du darfst nichts weitersagen.“
Nicht: „Wir tun’s nicht.“
⚖️ Kapitel V: Die Kraft der Aufrichtigkeit
Und dann stehen da zwei Menschen – Janina und Mathias.
Sie erzählen nichts als das, was ist. Sie widersprechen sich nicht. Weil sie sich nichts merken müssen.Weil sie nichts verstecken müssen.
Und plötzlich merkt das System: Die Wahrheit hat bessere Nerven.
🌕 Epilog: Licht hat Geduld
Licht drängt sich nicht auf.
⇒ Es wartet.
⇒ Bis jemand den Schalter findet.
Und wenn er ihn drückt –
dann zerreißt es kein System.
Es macht nur sichtbar,
was ohnehin längst da war.
Und dann fragt man sich nicht mehr:
Wer hat etwas gesagt?
Sondern:
Wer hat so lange geschwiegen?