– oder wie die Diakonie Verantwortung buchstabiert
Es gibt Dinge, die dauern einfach. Zum Beispiel: die Schöpfung. Oder die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Diakonie.
🧏🏼 Kapitel 1: Wir hören euch – irgendwann
Seit etwa drei Monaten bitten wir die 👉🏼 Diakonie RWL, etwas zu tun, das auf ihrer Website klingt wie das tägliche Frühstücksgebet:
- „Träger und Einrichtungen übernehmen die Verantwortung und arbeiten Vorkommnisse von sexualisierter Gewalt konsequent auf.“
Wir tun das jetzt, weil sich die 👉🏼 Rheinwerkstatt der Stiftung Bethesda seit Jahren in keiner Weise um irgendeine Aufarbeitung der Vorfälle aus den eigenen Reihen schert – und unser Schweigen offenbar bequemer fand als ihre Verantwortung.
In der Praxis bedeutet das bisher:
- Wir schreiben.
- Sie lesen vielleicht.
- Wir warten.
- Sie schweigen.
- Wir schreiben wieder.
- Und manchmal, wenn die Sterne günstig stehen, kommt eine freundliche Eingangsbestätigung.
Das nennt sich dann vermutlich: partizipative Aufarbeitung im diakonischen Zeitlupenmodus.
⏸️ Kapitel 2: Die hohe Kunst der heiligen Pausen
In der kirchlich-diakonischen Aufarbeitung gibt es eine stille Disziplin: das Aufschieben in Würde.
E-Mails dürfen gerne ein paar Wochen atmen, bevor sie eine Antwort finden.
Offiziell heißt das „Sorgfalt“.
Für uns fühlt es sich an wie Schweigen mit Kirchenfenstern.
Und jedes Mal, wenn wir denken: „Jetzt kommt Bewegung hinein“, legt sich ein feines Tuch der Verzögerung über den Vorgang – so still, dass man es fast für Teil der Liturgie halten könnte.
👐🏼 Kapitel 3: Öffentlich immer schon fertig aufgearbeitet
Auf der Website der Diakonie klingt das alles so:
„Alle Verantwortlichen müssen alles dafür tun, dass jegliche Erscheinungsformen von Gewalt und Machtmissbrauch verhindert werden können.“
Und wir?
Wir sitzen hier mit einer Chronik voller verschwundener E-Mails, verschobener Prüfungen und stiller Hoffnung auf unser Aufgeben.
Vielleicht ist das die neue Form der Aufarbeitung:
- Betroffene dokumentieren alles.
- Die Institution übt das Warten.
- Und am Ende wird Geduld als „Partizipation“ verkauft.

Die 👇🏼 ForuM-Studie (Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen) wurde am 25. Januar 2024 veröffentlicht. Sie ist die bisher umfassendste unabhängige Untersuchung zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie.
Kernaussagen der Studie:
- Mindestens 2.225 Betroffene seit 1946 – Dunkelziffer deutlich höher.
- 1.259 mutmaßliche Täter und insgesamt 791 beschuldigte Personen in kirchlichen und diakonischen Kontexten.
- Systemisches Versagen: Schutz der Institution stand oft über dem Schutz der Betroffenen.
- Diakonische Einrichtungen wie Werkstätten für behinderte Menschen, Heime und Jugendhilfe gelten als besondere Risikokontexte, da dort besonders vulnerable Menschen abhängig von Mitarbeitenden waren.
Die Studie fordert verbindliche Aufarbeitung, Transparenz und die strukturelle Beteiligung von Betroffenen, um Glaubwürdigkeit wiederherzustellen.
🔗 Hier geht es zur offiziellen Veröffentlichung der ForuM-Studie: 👉🏼 forum-studie.de
🗣️ Kapitel 4: Die stille Botschaft
Nach außen:
„Wir arbeiten unabhängig, transparent und mit Betroffenenbeteiligung.“
Nach innen:
„Wenn wir nur lange genug schweigen, erledigt sich das von selbst.“
Doch hier kommt die Pointe, liebe Diakonie:
Wir haben nicht aufgehört zu schreiben.
Wir haben alles dokumentiert.
Und wir haben jetzt etwas, das keine Pressestelle wegschweigen kann:
Eine Chronik eurer systemischen Verweigerung – schwarz auf weiß.
Und wisst ihr was?
Wenn das mal keine kirchliche Farbe ist.
💬 Unser Schlusssatz
Wir lachen, weil wir sonst weinen würden. Und wir dokumentieren, weil Schweigen keine Option ist.