Ein dokumentierter Erfahrungsbericht aus einer Werkstatt für behinderte Menschen
Zwei Menschen mit Teilhabebedarf – sie suchten Struktur, Förderung und Würde. Gefunden haben sie Ignoranz, institutionelles Wegschauen – und ein System, das sie im entscheidenden Moment schutzlos ließ.
Sie wurde Opfer sexualisierter Übergriffe durch einen leitenden Mitarbeiter. Die Tat wurde später angezeigt, der Täter entlassen. Doch was danach kam: keine Nachsorge, keine Transparenz, keine Information über Hilfsangebote. Erst durch eigene Recherchen fand sie zur unabhängigen 👉🏼 FUVSS – Fachstelle für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung der Diakonie – dort erhielt sie eine Anerkennungsleistung. Die gesetzlich vorgeschriebene Meldung durch die Einrichtung selbst war ausgeblieben.
Er stellte dokumentierte Fragen, formulierte Beschwerden, lieferte Belege für institutionelle Versäumnisse. Die Reaktionen? Floskelhafte Antworten. Ausweichendes Schweigen. Oder schlicht: gar nichts.
Heute machen sie ihre Geschichte sichtbar – nicht aus Verbitterung, sondern aus Verantwortung.
Verantwortung gegenüber sich selbst. Und gegenüber all jenen, die sich nicht selbst zur Wehr setzen können. Denn das eigentliche Problem ist nicht nur das Unrecht, sondern das System, das es verschweigt.
Weil keine Hilfe kam, haben wir begonnen, selbst sichtbar zu werden.
Aus der Stille wurde eine Stimme. Aus einem Bedürfnis wurde eine Seite.
Inklusion by Müselmulm entstand, weil wir erfahren haben, wie schmerzhaft es ist, keine Antwort zu bekommen. Und wie heilsam es sein kann, die eigene Wahrheit auszusprechen – und gehört zu werden.
Diese Seite ist ein Anfang.
- Ein Ort, an dem Geschichten nicht mehr weggeschlossen werden.
- Ein Raum für Austausch, für Würde, für Verbundenheit.
- Wir möchten uns vernetzen mit Menschen, die Ähnliches erlebt haben.
- Mit Menschen, die nicht länger schweigen wollen.
- Denn wenn wir gemeinsam sprechen, wird das Schweigen hörbar.
2 Antworten
Wenn man solche Dinge hört, schämt man sich. Die Ansage sollte sein: Wenn Sie sich nicht damit beschäftigen, tun wir das für Sie. Wenn Sie sich dann verspätet doch noch kümmern, sind Sie wie in anderen Fällen die katholische Kirche nicht mehr glaubhaft.
Für Ihren Verbleib in Ihrer bisherigen Position geben wir bewusst keine Garantie. Besser für Alle ist, wenn Sie sich aus eigenem Antrieb kümmern.
Lieber Klaus Mahler,
Ihr Kommentar hat mich bewegt – auf eine Weise, die nicht selbstverständlich ist.
Denn Sie schreiben nicht aus Sensation, sondern aus Haltung. Und Sie formulieren, was vielen schwerfällt: Verantwortung beginnt nicht erst beim Schuldeingeständnis – sondern beim Hinsehen.
Ihre Worte – besonders der Vergleich mit der katholischen Kirche – sind drastisch, aber leider treffend. Es geht nicht um Skandale, sondern um strukturelles Wegschauen. Um das jahrzehntelange Versäumnis, Schutzbefohlene wirklich zu schützen.
Ich danke Ihnen für Ihren Kommentar. Er zeigt mir: Wir sind nicht allein mit dem Wunsch nach Veränderung.
Und genau darin liegt für mich Hoffnung.
Denn die lautesten Veränderungen beginnen oft im Stillen – mit einem einfachen Satz wie dem Ihren: „Wenn Sie sich nicht damit beschäftigen, tun wir das für Sie.“
In diesem Sinne: Danke, dass Sie hingesehen haben.
Danke, dass Sie gesprochen haben.
Und danke, dass Sie Position bezogen haben – auch für die, die sich oft nicht selbst Gehör verschaffen können.
Mit herzlichem Gruß
Müselmulm